„200 000 Karten ca. mussten wir in den letzten 14 Monaten stornieren“, so Katrin Lausberg, die Leiterin des Zentralen Kartenverkaufs der Bayerischen Staatstheater im Gespräch mit unserer Vorständin Anna Kleeblatt, welches wir am 11.5. via Zoom für unsere Mitglieder organisiert haben.
„200 000 Karten ca. mussten wir in den letzten 14 Monaten stornieren“, so Katrin Lausberg, die Leiterin des Zentralen Kartenverkaufs der Bayerischen Staatstheater im Gespräch mit unserer Vorständin Anna Kleeblatt, welches wir am 11.5. via Zoom für unsere Mitglieder organisiert haben.
Was so lapidar als Zahl daher kommt, hat - wenn man hinter die Kulissen blickt - dramatische aber auch positive Begleiterscheinungen.
Als im März der 1. Lockdown die Schließung der Theater mit sich brachte, schwankte die Stimmung der über 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zwischen Wut, Verzweiflung, Trauer, Fassungslosigkeit und der Hoffnung, dass nach 2 bis 4 Wochen der Spuk vorüber sein könnte …..Wir wissen, dass es anders kam.
In kürzester Zeit waren alle ins Homeoffice geschickt worden, ausgestattet mit bis dahin nicht vorhandenen Laptops, die relevanten Systeme aufgespielt, sogar telefonfähig – aber damit war es für Katrin Lausberg freilich nicht getan. Jetzt ging es darum die Mitarbeiter motiviert zu halten, für jede und jeden da zu sein, wenn es schwierig wurde, den Neuen zu erklären, dass der Kartenverkauf - das eigentliche Metier - gerade ziemlich unwichtig ist. Die intensive Kommunikation untereinander hat im Lauf der Zeit an Bedeutung gewonnen, man entdeckte gemeinsam neue Themenfelder.
So hatten zum Beispiel zahlreiche Gespräche mit traurigen Opernfreunden nicht nur Stornos zum Inhalt, sondern zunehmend auch therapeutischen Charakter entwickelt – die Dauer der Telefonate hat deutlich zugenommen und mancher Kunde fühlte sich nicht nur gut beraten, sondern auch getröstet – man war nicht allein mit seinem Frust, den Ängsten, Sorgen und der Verunsicherung. Einige Mitarbeiter absolvierten eine Schulung für die Kontaktverfolgung in Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt, einer ließ sich schulen für die Hotline der Künstlersoforthilfe, dankbar, dass er selber einen sicheren Job hat.
Alle diese Dienstleistungen waren plötzlich enorm wichtig, die Mitarbeiter hoch motiviert und so gut in ihren jeweiligen Bereichen, dass man sogar versucht hat, sie abzuwerben – freilich ohne Erfolg. Wer bei der Oper arbeitet, der tut das mit Leib und Seele!
Inzwischen geht sehr zögerlich und vorsichtig der Vorverkauf wieder los, das bringt neuen Schwung, neue Energie aber auch wieder neue Problemfelder, wie Hygienekonzepte, Organisation von Tests, wie viele Sitzplätze dürfen belegt sein, Umbesetzungen bei den Solisten, Spielplanänderungen, kürzere Vorverkaufszeiten, die schon mal dazu führen, dass bis 22:00 Uhr nachts gearbeitet werden muss, um alles gut zu organisieren.
Aber wenigstens geht’s wieder los mit dem Livebetrieb an den Theatern. Bald werden auch die Ticketanfragen für die Münchner Opernfestspiele bearbeitet und die von den „Freunden des Nationaltheaters“ bestellten Karten für Puccinis „Il Trittico“ am 13.6. kommen in den nächsten Tagen! Was für eine Freude!