Senta Berger las im Münchner Prinzregententheater zu Gunsten der „August-Everding-Stiftung“ Werke von Alfred Polgar.
Senta Berger las zu Gunsten der „August-Everding-Stiftung“, mit welcher die „Freunde des Nationaltheaters“ und die „Theaterakademie August Everding“ die Studierenden der Akademie unterstützen.
Weil sie leider nicht beim Stiftungsdinner im vergangenen November dabei sein konnte, hat die großartige Schauspielerin Senta Berger, zusammen mit dem Geiger Peter Clemente und dem Pianisten Paul Rivinius, einen Benefizabend der Extraklasse geboten. Senta Berger las Geschichten aus Alfred Polgars Zyklus „Sie und Er – oder die Himmelsmacht“ – Miniaturen über die komplexen Beziehungen zwischen Frau und Mann.
Senta Berger: „Fortwährend versuchen Mann und Frau sich zu verstehen - oder miss zu verstehen. Und während wir noch über die Paare lachen, deren Geschichten Polgar erzählt, werden wir gewahr, dass wir es sind, die hier bis auf das Wimpernhärchen genau beschrieben werden“. Das Archaische in der Liebe ist ebenso Thema, wie die hingebungsvolle, zärtliche, alles verzeihende Liebe; es geht um die Macht der Liebe und den Missbrauch dieser Macht, die Eifersucht und die Leidenschaft. „Unterhalte dich gut!“ heißt die erste Geschichte. Was meint die Gattin, wenn sie ihm, der sich mit einem Freund trifft - ohne sie, versteht sich - beim Abschied hinterherruft: „Unterhalte dich gut und bleib nur so lange du willst!“
Hat er wirklich Grund zur Eifersucht, wenn seine Freundin nach dem gemeinsamen Theaterbesuch von dem Herrn erzählt, der neben ihr saß und angeblich verstohlen versuchte mit ihr anzubandeln, ist sie tatsächlich naiv oder spielt sie ein grausames und raffiniert ersonnenes Spiel mit ihm? Pathologische Eifersucht macht in „Sonnenklar“ beiden das Leben zur Hölle - und wenn Frauen, wie in der Miniatur „Der Park wird hergerichtet“, zickig schweigen, dann „hört man es“, meint Alfred Polgar. Senta Berger las die Geschichten nicht einfach vor, sie machte aus ihnen kleine feine Theaterstücke. Sie spielte alle Rollen mit dem Einfühlungsvermögen einer gescheiten Frau, mit dem Können einer großartigen Schauspielerin. Die heitere Gelassenheit nimmt man ihr ebenso ab, wie die Wut, den Zorn, die Verzweiflung, die Dummheit, die Arroganz, die Zärtlichkeit und Zugeneigtheit der jeweils gespielten Personen.
Die Figuren werden lebendig durch Senta Bergers individuellen Tonfall, das variantenreiche Tempo, durch Mimik und Gestik. Wie bei einem Relief treten die Charaktere mal mehr, mal weniger in den Vordergrund. Und das Beeindruckendste dabei ist, dass sie Polgars Geschöpfe nie denunziert, sie nicht zur Selbstdarstellung missbraucht, sondern jedem in seiner Individualität souverän, auf geradezu ideale Weise gerecht wird. Peter Clemente und Paul Rivinius komplettierten mit musikalischen Miniaturen virtuos, stimmig und kongenial diesen Wiener Abend.
Fazit: Jeder, der nicht dabei war, hat etwas Einmaliges versäumt